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| Sock Glue, 2004 |
Schon um 1890 und bis 1980 waren als Ergänzung zum Kleid schwarze Strümpfe oder Strumpfhosen für Frauen und weiße knöchellange Söckchen für Mädchen üblich. Nur in Australien trugen die Tänzerinnen etwa bis 1960 dicke Stricksocken, wechselten dann aber auch zur in Irland üblichen Mode. Um 1980 begann An Coimisiún jedoch, eine Regel durchzusetzen, nach der von allen Tänzerinnen spezielle halbwadenlange weiße Socken aus dickem, feingeripptem Material zu tragen waren, die sich von den schwarzen Schuhen absetzten. Diese sogenannten Poodle Socks - Pudelsocken - sind auch heute noch für Tanzwettbewerbe vorgeschrieben, wobei strenge Normen für die reinweiße Farbe, die Struktur und sogar für die Länge gelten. Andere Strümpfe oder gar Strumpfhosen sind grundsätzlich nicht zugelassen, mit wenigen Ausnahmen für ältere Tänzerinnen bei Figure und Céilí Dances. Der Perfektionswahn geht dabei so weit, dass die Tänzerinnen gehalten sind, Sock Glue - Sockenkleber - zu verwenden, damit die Socken auch perfekt sitzen, weil die Wertungsrichter eine verrutschte Socke ungeachtet der Leistung der Tänzerin hart bestrafen.
Etwa ab den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts diversifizierte sich auch die Farbwahl bei den Tanzkostümen der Tänzer, die sich bis dahin seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts kaum geändert hatte. Rot und Schwarz wurden besonders beliebt, auch wenn es insgesamt bei einer eher neutralen Farbgebung blieb. Der Kilt wurde nun ähnlich wie bei den Frauen durch einen Schal ergänzt, der aber längs gerafft, statt steif, getragen wurde. Kilt, Schal und dazu Schleife am Hemdkragen oder nun auch Schlips hatten meist die gleichen Farben. Dazu wurden nach und nach Jacken in eher leuchtenden Farben wie Blau und Rot üblich, gelegentlich mit Borten in der Farbe des Kilts. Die bis 1970 fast ausschließlich getragenen schwarzen oder dunkelgrünen Socken wurden seitdem zunehmend durch kräftiger gefärbte Socken, oft in gleicher Farbe wie Kilt, Jacke oder Hemd ersetzt. Diese Tanzmode blieb bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts unverändert. Nur die bis etwa 1980 fast ausschließlich verwendeten Kiltnadeln zum Befestigen der äußeren unteren Kiltecke wurden ab da gelegentlich durch Tara-Broschen oder Dolch-Nadeln ersetzt.
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| Caroline O'Connor, 1974 |
Kurzzeitig tauchten vor allem beim Céilí und Set Dancing in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts Aran Sweaters auf, traditionelle handgestrickte Pullover der Aran-Insulaner. Dazu wurde eine im gleichen Stil gestrickte Mütze und ein Aran Crios, ein traditioneller Stoffgürtel ebenfalls von den Aran-Inseln, getragen. Dies kam jedoch schnell wieder aus der Mode, da diese Kleidung eigentlich viel zu warm und damit zum Tanzen völlig ungeeignet war. Auch im Solo Dancing wurde zu dieser Zeit die Kordel um die Taille gelegentlich durch einen als irischer angesehenen Aran Crios ersetzt.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts kehrte man vorübergehend wieder zur Kordel zurück. Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wird aber immer mehr darauf verzichtet, so dass dieser Kostümteil heute fast verschwunden ist. Auch die Jacke war wegen der inzwischen fast ausschließlich getragenen einteiligen Kleider mit integrierten Ärmeln in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bei den Tänzerinnen unüblich geworden und wurde nur noch von den Tänzern getragen.
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| Knotenmuster und Vögel, 2003 |
Die Verzierung des Kostüms mit irischen Ornamenten und Symbolen nahm immer mehr zu, blieb aber bis Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts immer noch begrenzt. Ende der 80er jedoch wurde es mehr und mehr üblich, die Kleider flächendeckend und so reichhaltig zu besticken, dass es bald schon an Geschmacklosigkeit grenzte. Dies wurde durch die Einführung der computergesteuerten Maschinenstickerei Ende der 90er begünstigt oder war in diesem Umfang dadurch erst möglich geworden, da Hand- oder normale Maschinenstickereien in dieser Fülle viel zu aufwändig gewesen wären. Neben keltischen Knotenornamenten wurden vor allem Vögel und andere Tierdarstellungen bevorzugt. Die aufwändigen Stickarbeiten waren sehr teuer und galten als Statussymbol, weshalb sich viele Eltern in Unkosten stürzten, um ihren Töchtern ein möglichst reich besticktes Tanzkleid zu kaufen. Auf den Wettbewerben wurde nun zunehmend auch darauf geachtet, ob ein Kleid der augenblicklichen Auffassung entsprach und modern und teuer genug aussah. Eventuell gab es deshalb auch Punktabzüge, so dass es vorkam, dass Tänzerinnen das Irish Dancing aufgeben mussten, weil sie sich keine neuen Tanzkleider mehr leisten konnten. Die von vielen Tanzschulen einheitlich ausgestatteten Schulkostüme waren zwar meist als relativ preiswerte Leihgabe erhältlich, wurden aber allgemein nur noch bei Anfängern in Solo Dances akzeptiert. Bei Figure und Céilí Dances waren sie weiterhin Pflicht, wurden dadurch aber auch zu einem zusätzlichen Kostenfaktor.
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| Kummerbund mit keltischem Knotenmuster, 2003 |
Die Entwicklung bei den Tanzkleidern der Tänzerinnen spiegelte sich bei den Kostümen der Tänzer nicht wieder. Hier wurden weiterhin, wenn überhaupt, nur sehr wenige Stickereien eingesetzt. Gelegentlich sah man sie auf dem Kummerbund und sparsam auf der Jacke, aber in keinem Fall auf dem Kilt. Erst Anfang 21. Jahrhunderts hat die Verwendung von Stickereien bei männlichen Tanzkostümen leicht zugenommen, ohne aber auch nur im Mindesten das Ausmaß wie bei den Tanzkleidern zu erreichen.