Die frühesten irischen Tanzformen, die schon fast 2000 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung bei druidischen Ritualtänzen anzutreffen waren, wurden wohl in der typischen Kleidung der Zeit, dem Kilt, wovon sich der aus dem griechischen stammende Name der Kelten ableitet, getanzt. Jedoch war dieser Kilt nicht, wie es heute unter diesem Wort verstanden wird, ein Rock, sondern eine lange Stoffbahn, die ähnlich wie ein Mantel oder eine Tunika um den Körper geschlungen und dann verknotet oder mit Tara-Broschen festgesteckt wurde. Die Iren selbst bezeichneten dieses Kleidungsstück allerdings nicht als Kilt, sondern als Léine [
'le:nÉ], was eigentlich Hemd bedeutet. Darüber wurde zum Schutz der oberen Körperpartie das Brat [
brat] getragen, ein Umhang-Tuch, das um die Schultern und teilweise über den Kopf gezogen wurde.
Es ist anzunehmen, dass die Druiden als erste Bewahrer des Tanzes aufgrund ihrer herausgehobenen Stellung innerhalb der altirischen Gesellschaft kleidungsmäßig erkennbar waren. Das kann durch spezielle Farbgebung oder Verzierung geschen sein. Damit war ihre Kleidung praktisch die erste spezielle Tanzkleidung Irlands. Darüber gibt es aber keine konkreten Informationen.
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| Moderne Tara-Broschen nach historischem Vorbild, 2004 |
Auch über die nächsten dreieinhalb Jahrtausende gibt es nur sehr spärliche Informationen zur Entwicklung der Kleidung, und erst recht zur Frage, wie die Iren beim Tanz gekleidet waren. Jedoch scheint klar, das dazu meist die zeitspezifische Alltagskleidung getragen wurde und nur gelegentlich, zu religiösen oder weltlichen Feiertagen oder zu besonderen Anlässen, wie Hochzeiten und Trauerfeiern, die Sonntagskleidung, denn Tanzen gehörte fest zum Alltag der Iren.
So dürfte sich der alte mantelartige Kilt zuerst zu einem kürzeren Pluid [
pli:d] oder auch Plaid [
plÉid], ergänzt durch ein einfaches Hemd, entwickelt haben. Später, speziell nach der anglo-normannischen Besetzung im 12. Jahrhundet, wurde der Kilt dann vollständig durch einfache Hosen für Männer und lange Röcke für Frauen, sowie Jacken oder Westen ersetzt.
Die Hosen der Zeit, in Verkürzung des englischen Wortes Trousers damals Trews oder Trius [
trju:s] genannt, bestanden aus einem Tuch für die Hüften, das an der linken Seite und unten zwischen den Beinen zusammengenäht war. Die Beine wurden, oft aus anderem Stoff und mit anderer Farbe, angesetzt. Die Trews waren körpereng, weshalb die Hosenbeine unten Schlitze mit Knopfleisten aufwiesen, damit man sie anziehen konnte. Diese männliche Beinbekleidung wurde in Irland über mehrere Jahrhunderte hinweg verwendet.
Das Schultertuch, rechteckig oder quadratisch, entweder mit zwei Broschen, z.B. Tara-Broschen, an beiden Schultern, oder mit einer Brosche auf der Brust befestigt, blieb über die Jahrhunderte erhalten. In verschiedenen Teilen Irlands entwickelten sich jedoch unterschiedliche Formen dieses Brats, das nicht nur Kleidungsstück gegen Kälte war, sondern auch Decke für die Nacht. Die Munster Cloak war ein großer schwarzer Schulterumhang mit Kaputze. Der Connemara Shawl besaß keine Kaputze und keine Ärmel und hatte Fransen an der Unterkante und den Seiten in anderer Farbe. Er war mit einem schweren Rand versehen, der um die Schultern gelegt wurde.
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| Postkarte, etwa 1900 |
Im 17. Jahrhundert trugen die Frauen lange, meist weiße oder zumindest helle Kleider, die das Tanzen wesentlich behinderten und daher dabei gerafft wurden. Diese technische Notwendigkeit der "Entblößung" der Beine trug mit dazu bei, dass der irische Tanz in den Augen der Kirche als für Frauen unschicklich angesehen wurde. Zum Kleid wurde als Brat ein Umhang aus Wolle verwendet, der weiterhin oft eine Kaputze besaß. Meist war diese Kaputze sehr groß, so dass sie auf den Schultern ruhte, wenn sie über den Kopf gezogen wurde. Der Umhang wurde mit einer Tara-Brosche an der Schulter befestigt oder mit einer schwarzen Schleife oder einem geflochtenen Band unter dem Kinn festgebunden. Diese Art des Brat wurde als Colleen Bawn Cloak oder Irish Colleen Cloak bezeichnet. Besonders beliebt waren dabei die Farben Schwarz, Rot, Blau und Grau, was nicht nur eine Frage der Mode war, sondern auch der Verfügbarkeit und des Preises von Färbemitteln. Zu eher festlichen Tänzen wurden gelegentlich weiße Tücher in den hoch erhobenen Händen getragen.
Die Alltags- und damit auch Tanzkleidung der irischen Bauern war bis ins 19. Jahrhundert hinein weitaus einfacher, als es die heutigen reich verzierten und angeblich traditionellen irischen Tanzkostüme der Wettbewerbe vermuten lassen könnten. Einzige Verzierungen der meist weißen Kleider der Frauen waren gelegentlich bunte Bänder und Borten, wie es beispielsweise über einen Maitanz 1787 in Athy, County Kildare berichtet wurde, sowie ein breiter Schnürgürtel und ein einfarbiges Schultertuch oder eher ein Schal, englisch Shawl, irisch immer noch Brat genannt. Für Gürtel und Schultertuch war damals Rot sehr beliebt. Zu den relativ schweren und meist bodenlangen Kleidern wurden Korsetts aus Walknochen getragen. Diese Art der Kleidung war natürlich beim Tanz sehr hinderlich und speziell für die schwierigeren Schritte der Heavy Dances denkbar ungeeignet - mit ein Grund dafür, wieso Frauen lange Zeit auf die Light Dances, und auch dort nur auf sanftere Bewegungen beschränkt waren. Um einigermaßen vernünftig tanzen zu können, wurden die langen Röcke zur Erleichterung nun nicht mehr nur wie früher mit den Händen gerafft, sondern oftmals zur Hüfte hochgebunden, was die Kirche umso mehr erboste.
P. Kennedy berichtet in "The Banks of Boro" über einen Rince Fáda im Jahr 1812, dass die Frauen in ihren Sonntagskleidern und mit bunten Bändern im Haar tanzten. Die Männer trugen langärmlige Hemden, Westen, Kniehosen und weiße Socken. Der Kilt, bereits Jahrhunderte vorher von den englischen Besatzern bekämpft, war schon lange vollständig aus der irischen Bekleidung verschwunden und daher auch beim Tanz dieser Zeit nicht zu finden.
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| Postkarte von J. Carey, um 1905 |
Die Dance Master des 18. und frühen 19. Jahrhunderts trugen im Gegensatz zur Landbevölkerung die reich verzierte und bunte Kleidung des Bürgertums und des Adels, je nach ihrer Einkommenslage. Zu ihrem Erscheinungsbild gehörten Schwalbenschwanzfrack, hoher Zylinder, enge Kniehosen und weiße Strümpfe und allgemein viel Spitze und Samt, sowie ein Stock mit Silberknauf und Samtquaste, der als Tanzstock verwendet wurde. Die bunten Farben zeigten ihre gesellschaftliche Bedeutung und demonstrierten ihren hohen Stand, dem entsprechede Achtung entgegenzubringen war.
Während die soziale Oberschicht auch im Irland des 19. Jahrhunderts mit der Mode der Zeit ging, speziell bei gehobenen Tanzveranstaltungen, änderte sich an der Kleidung des einfachen Volkes bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kaum etwas. Erste Fotografien von einem Festival in Wexford aus dieser Zeit zeigen Tänzer in langärmligen Hemden mit Kragen und Schleife, Westen, Kniehosen und langen Socken, während die Tänzerinnen in bodenlangen, voluminösen Kleidern mit langen Ärmeln, Manschetten und weißem Spitzenkragen zu sehen sind.