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Public Dance Hall Act, 1935
Public Dance Hall Act, 1935
Das war der katholischen Kirche jedoch noch nicht genug. Gemeinsam mit An Coimisiún bewegte sie die irische Regierung dazu, nun auch gesetzliche Maßnahmen gegen die Freiheit des Tanzes zu ergreifen. Die modernen kommerziellen Tanzhallen, Quell von Sünde und Unzucht, sollten verschwinden. 1935 wurde dazu der Public Dance Hall Act erlassen, der öffentliches Tanzen ohne Lizenz auf allen öffentlichen Plätzen strikt untersagte. Dabei wurde der Begriff des "öffentlichen Tanzens" weitestmöglich ausgelegt. Bereits das Zusammenkommen von Nachbarn in einem Privathaus wurde so gewertet. Auch der Begriff des "abgegrenzten Platzes" wurde ebenso streng interpretiert. Demnach war praktisch bereits jede Wegkreuzung und jede Wiese ein abgegrenzter Platz, auf dem jeglicher Tanz verboten war.
Artikel 1: In diesem Gesetz bedeuted das Wort "Platz" ein Gebäude (einschließlich Teil eines Gebäudes), Hof, Garten oder anderen abgegrenzten Platz, egal ob überdacht oder offen und egal ob die Abgrenzung oder Überdachung (so eine besteht) permanent oder zeitweilig sind. Der Ausdruck "öffentliches Tanzen" bedeuted Tanz, der öffentlich zugänglich ist, und bei dem die anwesenden Personen berechtigt sind, sich aktiv daran zu beteiligen.

Die Erteilung einer Lizenz wurde so schwierig und unangenehm wie möglich gestaltet. Sie war bei Gericht zu beantragen, wobei folgende Umstände vom Richter zur Entscheidung heranzuziehen waren:

Artikel 2: …
a) der Charakter und die Lebensumstände des Antragstellers;
b) die Eignung des Geländes;
c) Parkgelegenheiten;
d) das wahrscheinliche Alter der Personen, die wahrscheinlicherweise dort tanzen werden;
e) die Schwierigkeit der Beaufsichtigung der Vorgänge durch die Polizei;
f) die Zeit, zu der der Tanz stattfinden würde.

Jeder, der sich dazu berufen fühlte, vor allem natürlich Polizei und Kirche, konnte Einspruch gegen die Erteilung einer Lizenz erheben. Die Strafe für einen Verstoß konnte für damalige Verhältnisse recht teuer werden.

Artikel 10:
Absatz 1: Kein Platz, egal ob für den Ausschank alkoholischer Getränke lizenziert oder nicht, darf für öffentlichen Tanz verwendet werden, wenn nicht eine Tanzlizenz, erteilt unter diesem Gesetz, für einen solchen Platz in Kraft ist.
Absatz 2: Wird irgendein Platz in Widerspruch zu diesem Absatz für öffentlichen Tanz verwendet, ist der Besitzer dieses Platzes einer Straftat schuldig und unterliegt deshalb der summarischen Bestrafung mit einem Bußgeld von nicht mehr als zehn Pfund für jeden Tag oder Teil eines Tages, an oder während dem ein solcher Platz genutzt wird.

Auch die Möglichkeit ständiger Belästigung durch die Gárdaí Síochána ['gà:dÉì 'íi:xa:nÉ], die Polizei, wurde in das Gesetz fest eingebunden, wobei auch mit Drohungen nicht gespart wurde.

Artikel 13:
Absatz 1: Jedes Mitglied der Polizei in Uniform darf jeden Platz, für den eine Tanzlizens zur fraglichen Zeit in Kraft ist, zu jeder Zeit, zu der ein solcher Platz für öffentlichen Tanz verwendet wird, oder zu jeder anderen vernünftigen Zeit betreten und dort jegliche Inspektionen, Untersuchungen und Befragungen durchführen, die er für angemessen hält.
Absatz 2: Jede Person, die ein Mitglied der Polzei daran hindert oder versucht, daran zu hindern, Maßnahmen, zu denen dieses Mitglied aufgrund dieses Gesetzes berechtigt ist durchzuführen, oder während der Durchführung zu behindern oder versucht zu behindern, ist einer Straftat gemäß dieser Vorschrift schuldig und unterliegt deshalb der summarischen Bestrafung mit einem Bußgeld von nicht mehr als fünf Pfund.
Crossroads Dance in County Kerry, 1948
Crossroads Dance in County Kerry, 1948
Nach Verabschiedung des Public Dance Hall Acts, womit der Tanz unter direkte Kontrolle des Staates gestellt war, wurde daran gegangen, den Menschen "geordnete und gesittete" Tanzkultur beizubringen, so wie es sich die Kirche vorstellte. Im ganzen Land wurden von An Coimisiún überwachte Tanzhallen eröffnet, und die Kirche freute sich über die "Anständigkeit und Förmlichkeit" der offiziellen Céilí Dances. Auf den großen Céilíthe im Mansion House in Dublin beispielsweise patroullierten Aufseher, um zu sehen, ob die Teilnehmer auch tatsächlich "anständig" tanzten - und nicht etwa ein Tänzer seiner Partnerin den Arm um die Hüfte legte.
Mangels Alternative, und natürlich weil Irish Dance auch in der offiziellen Form sehr viel Spaß machte, füllte das Tanzpublikum die offiziellen Céilíthe in Massen. In der Großbritannien unterstehenden Provinz Ulster gab es zwar keinen Dance Hall Act, aber hier war es der irische Nationalstolz und das Bedürfnis der irischen Nationalisten, sich von den britischen Unionisten und ihren Social Set Dances abzugrenzen, der die Menschen veranlasste, die Céilí Dances zu tanzen und sie vor alle anderen Tänze zu stellen. Dadurch wurde Nordirland in dieser Zeit praktisch zur gesellschaftlichen Basis der Céilí Dances und zur Speerspitze im Kampf um ihre Durchsetzung.
Zwar war der Dance Hall Act vorwiegend gegen die neuen Tänze aus Europa und Amerika gedacht, wurde aber auch gegen die noch lebendige Tradition der Social Set Dances eingesetzt. Die Jahrhunderte alte Tradition der House Dances, die noch nicht einmal die englischen Besatzer zerstören konnten, wurde so innerhalb weniger Jahre und unwiederbringlich ausgelöscht. An Coimisiún setzte gleichzeitig den Ban von An Conradh, nach dem jeder von den offiziellen Tanzorganisationen und -veranstaltungen ausgeschlossen wurde, der etwas anderes als die offiziellen irischen Tänze tanzte, konsequent durch. Darauf ist es auch zurückzuführen, dass zwischen 1940 und 1960 die Social Set Dances auch in den Gebieten, wo sie sich bis dahin noch gehalten hatten, fast völlig verschwanden. Hier waren sich An Coimisiún und Kirche völlig einig. Lehnte An Coimisiún die Set Dances ab, weil sie unirisch seien, so galten sie der katholischen Kirche als Quell der Sünde. Die offiziellen Céilíthe, auf denen auch heute noch nur die von An Coimisiún anerkannten Céilí und Solo Dances getanzt werden dürfen und die von den Befürwortern des Systems von An Coimisiún als Fíor Céilíthe, also wahre Céilíthe, bezeichnet werden, wurden als kulturpolitische Waffe eingesetzt. Wer an Veranstaltungen teilnahm, auf denen Social Set Dances getanzt wurden, wurde sofort als Verräter an der irischen Tradition vom Ban getroffen. Auch viele Tanzlehrer wurden auf diese Art diszipliniert. Trotzdem konnten sich einige Sets in besonders traditionsbewussten Gebieten erhalten, so das Clare Caledonian Set in Clare, das Cashel Set in Tipperary und einige wenige weitere in Kerry und Cork. In der Kerry Gaeltacht jedoch ignorierte man die Vorschriften von An Coimisiún und ihre Céilí Dances sogar völlig und tanzte weiterhin die traditionellen Sets. Die meisten anderen Sets, wie das Labasheeda Reel Set, das Clare Lancers Set, das Paris Set und das Orange & Green Set aus Clare verschwanden jedoch und erhielten sich nur in den Köpfen und Füßen einiger weniger älterer Leute.

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Irish Dance, Irish Dancing, Irischer Tanz
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Letzte Änderung: 1. Januar 2007 - © Kunst des Denkens 2003-2007
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